Klimagerechte Platzgestaltung Ernst-Abbe-Platz Jena

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Von der Revitalisierung des ehemaligen Zeiss-Hauptwerkes ging in den 90er Jahren ein wesentlicher Impuls für die Aufwertung der Innenstadt Jenas aus. Historische Industriegebäude wurden umgenutzt und ergänzt mit moderner Architektur. Es entstand ein lebendiger Platz mit einer bunten Mischung aus Wissenschaft, Bildung, Gesundheit, Einkauf, Verwaltung, Gastronomie. Der in etwa 10.000 m² große Platz fungiert als Campus, also als zentraler Kommunikationsraum für die Studierenden und bildet gleichzeitig  einen innerstädtischen Platz mit vielfältigen, bereits genannten Nutzungen. Die Fußgängerfrequenz wird noch gesteigert durch die Endhaltestelle einer Straßenbahnlinie und die Ausgänge der Tiefgaragen unter dem Platz.
Aufgrund der in die Jahre gekommenen Gestaltung des Platzes, dem stetig steigenden Nutzungsdruck unter gleichzeitiger klimatischer Veränderung des Stadtkerns wird der Platz den Anforderungen moderner, innenstädtischer Plätze nicht mehr gerecht. Daher muss der Ernst-Abbe-Platz eine grundlegende Überarbeitung erfahren.


 


Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche

"Der Ernst-Abbe-Platz ist ein Hitze-Hotspot in Jena. Wir wollen gemeinsam mit der Friedrich-Schiller Universität in jeglicher Hinsicht die Aufenthaltsqualität verbessern. Ich lade Sie ganz herzlich dazu ein, sich mit Ihren Hinweisen und Anregungen einzubringen."

 
  • Wie entstand der Ernst-Abbe-Platz?

    Der heutige Ernst-Abbe-Platz liegt auf dem Grundstück der historischen Carl-Zeiss-Hauptwerke und war bis zur Wiedervereinigung fast vollständig bebaut. Zusammen mit dem Namensgeber des Platzes, dem Physikprofessor Ernst Abbe (ab 1875 Firmenteilhaber) legte Carl Zeiss in Jena den Grundstein für berechenbare optische Gerätschaften und bereitete Jenas weltweite Vorreiterrolle in der Entwicklung und Fertigung hochpräziser Optiken.

    Luftbild 1987 zu 2020; Quelle: Stadt Jena

    • (Luftbild 1987 zu 2020; Quelle: Stadt Jena)

     

    Nach der Wiedervereinigung erfuhr das Areal eine städtebauliche Umorientierung. Mit dem Teilrückbau einiger ehemaliger Produktionsgebäude der alten Zeiss-Werke wurde Platz für Jenoptik und das neue Hörsaalgebäude der Friedrich-Schiller-Universität geschaffen. Weiter wurden bestehende Fabrikgebäude zur heutigen Goethegalerie umgebaut. In diesem Kontext wurde der heutige Ernst-Abbe-Platz in seiner jetzigen Form herausgearbeitet. Mit dem Neubau des Hörsaalgebäudes und der Jenoptikgebäude sowie des Umbaus des Baus 59 wurden zwei großflächige Tiefgaragen unter dem Platz eingeordnet. Diese sind über die Carl-Zeiss-straße und die Krautgasse erreichbar. Durch diesen Entstehungsprozess ist der Ernst-Abbe-Platz kein klassischer, von Straßenzügen erschlossener Stadtplatz sondern wirkt durch die vollständige Randbebauung eher wie ein großzügiger Innenhof.

    Zur Aufwertung der Platzfläche wurden 1995 auf Anraten von Lothar Späth Metallskulpturen des amerikanischen Objektkünstlers Frank Stella installiert. Diese sollen an die industrielle Vergangenheit des Standortes erinnern. Die vier Plastiken aus der Serie „Hudson River Valley“ sind weltweit das größte Skulpturenensemble des US-amerikanischen Künstlers im öffentlichen Raum. Eine der Plastiken schenkte der Künstler der Universität, drei gingen in den Besitz der JENOPTIK AG über. Eine fünfte Skulptur ging 2011 nach Ablauf der Leihfrist in den Besitz des Künstlers zurück.

     

    „Peekskill“ – Frank Stella Quelle: ©JenaKultur, C.Häcker

    • „Peekskill“ – Frank Stella Quelle: ©JenaKultur, C.Häcker

     

    Neben dem Hörsaalgebäude der Friedrich-Schiller-Universität wird der Platz von den Gebäuden der Goethegalerie, der JenOptik AG und dem „Bau 15“, dem ältesten Hochhaus Deutschlands geprägt. Das gesamte Städtebauliche Ensemble steht unter Denkmalschutz.

  • Was geschah bisher im Umgestaltungsprozess?

    Bereits 2012 wurde ein Wettbewerb zur Umgestaltung und Aufwertung des Ernst-Abbe-Platzes durchgeführt. Insgesamt wurden 18 Beiträge von lokalen, nationalen sowie internationalen Planungsbüros der Jury vorgelegt. Aus diesen Beiträgen konnten drei Planungen jeweils mit einem Preis prämiert werden. Zwei Arbeiten erhielten aufgrund ihrer herausragenden Details eine Anerkennung.

    Die 5 Wettbewerbsbeiträge; Quelle: Stadt Jena

    • Die 5 Wettbewerbsbeiträge; Quelle: Stadt Jena

     

    Bereits damals war die zusätzliche Begrünung des Platzes ein wichtiges Thema und wurde auf unterschiedliche Arten interpretiert.
    Aufgrund schwieriger Haushaltslagen und dadurch fehlender Finanzierungsmöglichkeiten konnten die Planungen bisher nicht umgesetzt werden.
    An diesem Punkt knüpfen die neuen Bemühungen der Stadtverwaltung Jena zur Realisierung der Umgestaltung des Platzes an.

  • Wie wird der Umbau gefördert?

    Jena trifft, aufgrund seiner Tallage der Klimawandel in besonderem Maße. Vor allem der Faktor Hitze wird in den kommenden Jahren immer größere Belastungen für die städtische Bevölkerung bedeuten. Bereits 2012 wurde mit der Jenaer Klimaanpassungsstrategie ein wichtiger Grundstein für die Abmilderung der Folgen des Klimawandels erarbeitet.

    Über das Forschungsprojekt „Grüne Klimaoasen im urbanen Raum“ konnte der Ernst-Abbe-Platz über Modellierungen und auch über Wärmebildaufnahmen als Hitze-Hotspot ermittelt werden. Hierbei stehen die gelben und roten Farben für warme bis heiße Oberflächen wohingegen Blau- und Grüntöne einen kühleren Ort markieren.

    Auf dieser Aufnahme vom 09.05.2023 um 13:00 Uhr sieht man deutlich, dass sich der Platz bereits im Frühjahr stark aufheizt. Ebenso sieht man den deutlichen Unterschied den ein Schattenwurf auf die Oberflächentemperaturen machen kann (Schatten vom Bau 15).

     

    Wärmebildaufnahme Ernst-Abbe-Platz 09.05.2023; Quelle: Stadt Jena

    • Wärmebildaufnahme Ernst-Abbe-Platz 09.05.2023; Quelle: Stadt Jena

     

    Auf Grundlage dieser Ergebnisses wurde die klimagerechte Umgestaltung des Ernst-Abbe-Platzes in das Förderprogramm „Anpassung Urbaner Räume an den Klimawandel“ aufgenommen. Das Projekt wird mit 85 % und somit mit über 6,3 Mio Euro vom Bund gefördert.

    Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel

     

    Mithilfe dieser Förderung kann der Platz seine dringend notwendige Umgestaltung erfahren, um sowohl Anwohnern und regelmäßigen Nutzer*innen als auch Besucher*innen einen attraktiven und klimatisch wertvollen Raum bieten.

  • Wie können Sie sich einbringen?

    Das Projekt wird in Gänze von Beteiligungsprozessen begleitet. Diese Prozesse gliedern sich in folgende Schwerpunkte auf:

    1. Planungsvorbereitung

    Zunächst gilt es die Aufgabenstellung von 2012 zu überarbeiten, um den Entwicklungen der letzten 12 Jahre Sorge zu tragen. Hierfür wird es eine erste Bürgerbeteiligung geben, welche die Anforderungen der Nutzer*innen und Besucher*innen an den Platz herausarbeiten soll. Diese Ergebnisse werden, neben den Anforderungen des Fördermittelgebers in die neue Aufgabenstellung einfließen.
    Um dies zu erreichen wird am 12.04.2024 ab 17:00 Uhr im Hörsaal 5 der Friedrich-Schiller-Universität (Campus Carl-Zeiss-Straße) ein Beteiligungs-Workshop stattfinden. Im Nachgang wird man ab dem 23.04.2024 bis zum 12.05.2024 über dieses Portal, online am Diskussionsprozess teilnehmen können.

    2. Planungsphase

    Nach der Beauftragung des Planungsteams werden die Entwurfsideen ebenfalls zur Diskussion gestellt, sodass eine direkte Rückkopplung aus der ersten Beteiligungsphase stattfinden kann.
    Neben Workshop-Terminen und Online-Beteiligungen wird es über diese Plattform regelmäßige Informationen zum Planungsstand und den verschiedenen Meilensteine geben.

    3. Umsetzungsphase

    Mit dem erfolgreichen Abschluss der Planungsphase wird auch die bauliche Umsetzung im Austausch mit der Bevölkerung und den Anliegern erfolgen, um die Einschränkungen des Bauprozesses so minimal wie möglich zu halten.

     

    Sowohl die Ankündigungen als auch die Ergebnisse der einzelnen Beteiligungsphasen und Terminen werden transparent auf der Plattform mitmachen.jena.de zur Verfügung gestellt. Wir laden Sie daher ganz herzlich ein, sich einzubringen, um aktiv an der Umgestaltung des Ernst-Abbe-Platzes mitzuwirken.

  • Welche besonderen Rahmenbedingungen sind bei der Planung zu beachten?

    Die besonderen Rahmenbedingungen, welche es bei der Umgestaltung des Ernst-Abbe-Platzes zu beachten gilt, gliedern sich zum einen in bauliche und zum anderen sich aus der Nutzung ableitenden Beschränkungen.

    Bauliche Rahmenbedingungen

    Nahezu der ganze Platz ist mit zwei Tiefgaragen unterbaut. Der Abstand zwischen der Oberkante Tiefgarage und des jetzigen Belags beträgt zum Teil nur 35 cm. Darüber hinaus haben die Tiefgaragendecken nur eine begrenzte Lastaufnahmefähigkeit. Sollten also Beispielsweise Erdschüttungen für Baumpflanzungen benötigt werden, muss dies über eine Statik geprüft werden.

    Nutzungsbedingungen

    Durch die hohe Anzahl an Nutzer*innen, welche die angrenzenden Gebäude täglich nutzen, liegt zur Wahrung der Sicherheit ein besonderes Augenmerk auf den Flucht- und Rettungswegen. Diese müssen sicherstellen, dass Rettungs- und Einsatzkräfte der Feuerwehr im Havariefall schnell und ungehindert an die Gebäude gelangen. Weiter müssen ausreichend Flächen für die Evakuierung von Gebäuden vorgehalten werden. Deutlich wird dies im hier dargestellten Feuerwehrplan.

    Übersicht der Brandschutzflächen und Rettungswege

    In diesem sind die Feuerwehrflächen in Rot und die Sammelplätze in Blau dargestellt. Eine Umgestaltung des Platzes muss daher in enger Zusammenarbeit mit den Rettungskräften erfolgen, um im späteren Betrieb keine Menschenleben zu gefährden.
    Der Ernst-Abbe-Platz ist über zahlreiche Gebäudezugänge erschlossen. Diese bilden direkte Wegeverbindungen zueinander. Gepaart mit den vielfältigen Verkehrsarten (Fahrrad, Fußgänger*innen, Anlieferungen, Straßenbahn und PKW) bilden diese eine besondere Herausforderung bei der Umgestaltung. Zusätzlich dient der Platz temporär als Veranstaltungsort mit unterschiedlichen Platzbedarfen.

    Die Umgestaltung des Ernst-Abbe-Platzes muss all diese Rahmenbedingungen beachten. Im Planungsprozess muss es daher zu Abwägungen der einzelnen Bedarfe an den Platz kommen, um die verträglichsten Kompromisse zu finden.

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