Im Fokus der Betrachtung der Westbahnhofstraße stehen die topographischen Rahmenbedingungen, also die Beschaffenheit des Geländes mit Straßen, Wegen und Häusern. Mehrere Engstellen im Straßenraum schränken den Gestaltungsspielraum unter Berücksichtigung der geplanten Wiederaufnahme des Straßenbahnbetriebs ein.
Beschreibung der Schwerpunkte dieser Planungsidee:
Westbahnhofstraße einsehbar:
Beschreibung der Schwerpunkte dieser Planungsidee:
- Wiederaufnahme des Straßenbahnbetriebs in der Westbahnhofstraße bedingt sehr wahrscheinlich einen Neubau der Eisenbahnüberführung
- Getrennte Führung von Fuß- und Radverkehr im Seitenraum hinter den Haltestellenbereichen (im Abschnitt der Eisenbahnunterführung)
- Weitestgehend bestandsorientierte Fahrbahnführung mit Straßenbahn in der Fahrbahnmitte entlang der Westbahnhofstraße und Schillerstraße; erforderliche Fahrbahnbreite = 6,50m
- Engstellen im Seitenraum verhindern die Möglichkeit des Einsatzes von Radfahrstreifen am Fahrbahnrand, stattdessen Fuß- und Radfahrer auf gemeinsamen Geh- und Radweg oder Gehweg mit Radfahrer frei im Seitenraum; Führung des Radverkehrs im Abschnitt des Trottoirs in Richtung Stadtzentrum über einen Schutzstreifen
- Langfristig: Abbruch der eingeschossigen Gewerbebauten gegenüber dem Trottoir zugunsten einer Frei- bzw. Grünflächengestaltung
- Bestandsorientierter Umgang mit dem Ernst-Haeckel-Platz
Westbahnhofstraße einsehbar:
Die Aufweitung und Begrünung im Mittelteil finde ich gut. Die Anlage der Haltestelle unter der Brücke ist sinnvoll, weil sie kurze Wege und Wetterschutz bietet. Im Bereich Engelstraße-Haeckelplatz sollte eine zusätzliche Haltestelle (für Theater/Bibliothek/Einwohnermeldeamt/Post) eingeordnet werden.
Wenn der Mittelteil begrünt werden soll, hat der Straßenverkehr ja keinen Platz mehr. Und eine zusätzliche Haltestellen an der Post wäre zu nahe am Teichgraben / Holzmarkt.
Mal nachgemessen: Von der Haltestelle Löbdergraben bis zu einer potentiellen Haltestelle am Engelplatz (etwa Einmündung Schillerstraße bei der Post) sind es 500 Meter, vom Holzmarkt 400m. Bis zur Haltestelle Westbahnhof sind es noch einmal 500m. Zum Vergleich: der Abstand vom Löbdergraben zu den Haltestellen Universität und Steinweg sind jeweils 400m.
Gemeinsamer Fuß- und Gehweg, Gehweg + Radverkehr frei
Diese Vorschläge sind abzulehnen.
Die bereits jetzt angeordnete Regelung (Gehweg + Radverkehr frei) widerspricht den einschlägigen Regelwerken, da die Zahlen des Fußverkehrs im Verhältnis zu den Zahlen des Radverkehrs sowie in absoluten Zahlen eine Freigabe schlicht nicht zulassen.
Darüber hinaus ist klar zu beobachten, dass die Regelung Gehweg+Radverkehr frei nicht an einer einzigen Stelle funktioniert. Die StVO schreibt klar und unmissverständlich vor, dass bei derartiger Regelung der Radverkehr SCHRITTGESCHWINDIGKEIT zu fahren hat: Anlage 2 zu §41 StVO, lfdNr 18:
"Ist durch Zusatzzeichen die Benutzung eines Gehwegs für eine andere Verkehrsart erlaubt, muss diese auf den Fußgängerverkehr Rücksicht nehmen. Der Fußgängerverkehr darf weder gefährdet noch behindert werden. Wenn nötig, muss der Fahrverkehr warten; er darf nur mit Schrittgeschwindigkeit fahren."
Das Festhalten an bzw. das Weiterplanen mit dieser Kommunikation, diesem Vorschlag ist nicht zielführend. Der Radverkehr wird auf Grund der zur Verfügung stehenden Breite der Nebenfläche sowie der zu erwartenden Zahlen der Verkehrsteilnehmer (Fuß, Rad) dort auf der Fahrbahn zu führen sein.
Daran ändert auch die aus städtenbaulicher Sicht grundsätzlich begrüßenswerte Planung zum Abriss der eingeschossigen Gewerbebauten nichts. Denn die Rampe/Zufahrt im unteren Bereich der Westbahnhofstraße wird genauso bleiben wie das Gebäude an der Ecke Kochstraße. Die Nebenflächen sind schlicht zu schmal, um darauf noch den Radverkehr zu führen.
Vielmehr ist der Schutzstreifen aufzulösen, die Gleisachsen so weit zum Trottoir zu verschwenken, dass jeweils in beide Fahrtrichtungen für den Radverkehr ausreichend Fläche neben dem jeweils rechten Schienenstrang vorgehalten wird.
Die Gehwegbreiten sind insbesondere im Abschnitt vor dem Thüringer Hof als zu gering einzuschätzen. Bei einer Neuplanung ist der Fußverkehr zu berücksichtigen. Hier insbesondere die "Spitzenlasten", die sich aus Busankünften und Bahnankünften ergeben. Der Fußverkehr weicht aktuell teilweise auf den Schutzstreifen aus, weil die knapp 2m schmalen Gehwege dort nicht ausreichend sind.
Die Einbindung der Straßenbahn finde ich gut. Aber diese wichtige Verbindung zwischen den beiden Hochschulen benötigt dringend richtige Radwege. D.h. keinen Fussgängerweg mit erlaubter Radnutzung, wo dann Radfahrer mit Kinderwagen konkurrieren oder Radrandstreifen, welche von den PKW und vor allem Bussen mitbenutzt werden. Sondern richtige Radwege, die NUR von RadfahrerInnen genutzt werden.
Die Wiederaufnahme des Straßenbahnbetriebs finde ich großartig. Sofern möglich, sollte die Linienführung neben Autostraße und Radweg erfolgen (z.B. im Bereich der heutigen eingeschossigen Gewerbebauten)
Fuß- und Radverkehr sind generell getrennt zu führen - das gilt für viele Fußwege in Jena. Als Fahrradfahrer möchte ich nicht nur Schritttempo fahren. Und als Fußgänger möchte ich ungestört und sicher gehen können. Zudem verkehren vermehrt E-Bikes in unserer Stadt. Die derzeitige Lösung bergan ab Ernst-Haeckel-Platz ist einfach unbefriedigend.
Im Bereich der Kreuzung Kochstraße (verengter Bereich) könnten die Räder ausnahmsweise auch auf die Straße. Ansonsten sollte bei Abriss der eingeschossigen Gewerbebauten in diesem Bereich auch genug Platz für einen Radweg vorhanden sein.
Bergab ist der Rad-Schutzstreifen hilfreich, wenn auch nicht immer ausreichend (Busse, LKWs). Zusätzlich sollten separate Radwegführungen geprüft werden. Ich denke hier an eine mögliche Unterführung am Westbahnhof mit Radeinfahrt - Rathenaugasse- Bergstraße oder in das Gäßchen rechts neben WOK/Kreuzung Rathenaustraße (derzeit Sackgasse).
Bezugnehmend darauf sollte im Bereich des Bahnhofs daher eine zusätzliche Unterführung für Fahrräder geprüft werden, damit Fahrräder durch die Nutzung der Rathausgasse die Westbahnhofstraße entlasten oder gleich Richtung Paradies (über Felsenkellerstraße) abbiegen können.
Ein bestandsorientierter Umgang mit dem Ernst-Haeckel-Platz ist kontraproduktiv - die derzeitige Situation ist eine verkehrstechnische Katastrophe.
Im Kreuzungsbereich Ernst-Häckel-Platz sind aus allen Richtungen kommend Radwege und Radampeln nötig - die derzeitige Situation ist eine Katastrophe. Ebenso ist auch ein Radweg zwischen Ernst-Häckel-Platz und Engelsplatz dringend nötig und möglich - derzeitig ist das eine gegenseitige Behinderung zwischen Autos und Fahrrädern bzw. Fahrrädern auf dem (hier nicht freigegebenen) Fußweg.
Dem Abbruch der eingeschossigen Gewerbebauten finde ich gut, neben einer Frei- bzw. Grünflächengestaltung ist aber unbedingt Platz für Straßenbahn und Radwege einzuplanen, da ich ebenso wie andere Kommentatoren eine zunehmende Nutzung der Straße aufgrund des neuen Zeisswerkes für möglich halte (muss nicht sein...).
Insgesamt sollte aus meiner Sicht weniger "bestandsorientiert" gedacht sondern bewusst zugunsten getrennter Verkehrsflüsse Straßenbahn/Auto/Fahrrad/Fußgänger vorgegangen werden.
Ich bin für die Neugestaltung.
Da eine Tram lang zu führen halte ich prinzipiell für sehr sinnvoll angesichts der Menge an Bussen, die da fährt.
Allerdings ist mir nicht klar wie man die Konflikte Fußgänger/ Fahrrad / Auto / Bus(Tram) prinzipiell verringern will. Mal kurz ein paar Punkt die mir auf Anhieb einfallen:
- Führung von Radwegen hinter Haltestellen unter der Brücke wo es ohnehin schon eng ist wird schwierig, dass funktioniert ja auf der Karl-Liebknecht Straße schon nicht gut. Bei der Eisenbahnunterführung ist heute schon das Linksabbiegen als Radfahrer Richtung Schottstraße mit dem Wechsel vom Gehweg auf die Straße auf die Linksabbiegerspur im Berufsverkehr, sagen wir mal, 'interessant'.
- Falls jemals der Radweg zum Beutenberg über 'Gleis 3' gebaut wird, ist mir auch nicht klar wie dann mit einem Radweg hinter der Haltestelle bei der Unterführung diese dann deutlich stärker genutzte Linksabbiegung erfolgen soll.
- Fahrradfahrer sind heutzutage gezwungen den Berg hoch im Winter die Straße zu benutzen, da der Fußweg praktisch nie ausreichend gut/breit für Fußgänger und Radfahrer durchgängig geräumt ist, was bei einer Tram wieder zum Konflikt mit den Schienen führt.
- Weiterhin ist zu Bedenken das der Autoverkehr durch das neue Zeiss-Werk (stark) zunehmen wird, ein signifikanter Anteil der Mitarbeiter von außerhalb die im Westen, Norden oder Osten wohnen werden da über die Westbahnhof- /Schottstraße jeden Tag hinfahren.
Zum letzten Punkt: wieso sollte der Autoverkehr durch den Zeiss-Neubau stark zunehmen? Die Zeiss-Leute fahren doch heute schon da lang, wenn sie zum alten Zeiss-Werk an der Tatzendpromenade fahren. Ich sehe eher die Chance, dass durch die Lage des neuen Werkes direkt am Bahnhof dann ein paar Leute mehr mit dem Zug kommen. Fast noch wichtiger - die Zeissianer fahren dann nicht mehr den Magdelstieg hoch. Das kommt den Anwohnern dort genauso zugute, wie den Radfahrern und der Straßenbahn.
Die Belegschaft der Zeissianer wird mit dem Neubau zunehmen, aber sie sollen zum großen Teil die meiste Zeit im Home Office arbeiten. Viel mehr Parkmöglichkeiten wird es deswegen vermutlich nicht geben, eher mehr Radstellplätze. Die Belegschaft ist schon heute angehalten, mit den Öffentlichen zu kommen oder eben mit dem Rad.
"... Getrennte Führung von Fuß- und Radverkehr im Seitenraum hinter den Haltestellenbereichen (im Abschnitt der Eisenbahnunterführung) ..." - Wieso ist die Zwangskreuzung von langsamen (Fußgängern) und schnelleren (Radfahrern) geplant ? Wessen Sicherheit wird dadurch erhöht ? Was ist die Motivation ? Es funktioniert an der Karl-Liebknecht-Straße nicht, hier plant man einen neue Teststelle ? ...
Auch wenn Frau Metzner vom und damit der Jenaer Beirat für Menschen mit Behinderungen es narrativ immer wieder erwähnt und fordert (vgl. Stellungnahme des Beirats zum Radverkehsplan 2035+) sollten die Verkehrsströme "laminar" (keine Kreuzungen / Wirbel) geplant werden. Die Unfallhäufigkeit an Kreuzungen ist deutlich höher als auf gerader Strecke.
Im Falle eines Bus/Straßenbahn-Halts regelt die StVO §20 Abs. 2: "(2) Wenn Fahrgäste ein- oder aussteigen, darf rechts nur mit Schrittgeschwindigkeit und nur in einem solchen Abstand vorbeigefahren werden, dass eine Gefährdung von Fahrgästen ausgeschlossen ist. Sie dürfen auch nicht behindert werden. Wenn nötig, muss, wer ein Fahrzeug führt, warten."
Der Haltestellenunterstand gehört an die von der Straße entfernteste Stelle und muss so schmal wie möglich geplant werden, damit sie einsehbar ist (Reklametafeln quer zur Bewegungsrichtung verbieten sich daher).
Ein Beispiel einer nicht funktionierenden vergleichbaren Lösung kann an der Haltestelle Burgaupark auf der Tankstellenseite studiert werden. "Fahrradweg" hinter dem Unterstand ist zu schmal um ihn mit Anhänger zu nutzen - da da muss man eben davor langfahren.
Es hilft, den "Fahrbereich" entlang der Bordsteinkante so zu gestalten, dass dessen geplante Funktion erkennbar ist.
Den Abriss der Gewerbebauten gegenüber des Trottoir finde ich sehr schade:(
Natürlich bin ich selbst betroffen, meine Schneiderei befindet sich in einen von diesen Geschäften.
Ich finde es sehr traurig das kleine individuelle Geschäfte der Stadtplanung/Verkehr weichen müssen.
Leider können sich in Jena nicht alle Dienstleister die überteuerten Ladenmieten in der Innenstadt leisten.
Somit verschwinden immer mehr individuelle kleine Geschäfte/Dienstleister und am Ende bleiben nur noch große Ketten, Brillenläden, Kaffees und Versicherungen übrig.
Zum Schluss stirbt so die bunte Vielfalt.
Ich verstehe total den Wunsch, die Ladenzeile zu erhalten. - Genauso wie den Wunsch, mehr Grün in der Westbahnhofstr zu haben. Aber gibt es nicht noch andere Möglichkeiten? Zum Beispiel wäre es toll, wenn man die hässliche Betonmauer des hohen Trottoir begrünen könnte. Heutzutage gibt es doch gute Konzepte auch für vertikale Flächen! Gleichzeitig würde die Wand so schalldämmend wirken.
Laut Beschreibung sollen die Flachbauten nicht wegen des Verkehrs, sondern zugunsten einer "Frei- bzw. Grünflächengestaltung" abgerissen werden. Ich fände das auch schade. Die Flachbauten prägen den unverwechselbaren Charakter der Westbahnhofstraße nicht unwesentlich zusammen mit dem Hohen Trittoir und sie beleben die Straße durch die öffentliche Nutzung. Eine kleine Grünfläche an diese Stelle täte das nicht und hätte wegen der Straße eine zweifelhafte Aufenthaltsqualität. Aber im Text steht ja auch "langfristig".
Für Radfahrer bietet die Planung absolut keine Verbesserung. Der Gehweg/Radfahrer frei bergauf ist schon jetzt eine Zumutung, da viele Fußgänger zu viert nebeneinander laufen und Radfahrer entsprechend wenig Platz haben. Dadurch, dass man diese Strecke hinter einer Straba-Haltestelle führt, wird es nicht besser. Wo werden die vielleicht 20 bis 50 Leute, die dort aussteigen, wohl hingehen? Werden sie tatsächlich Platz für eine Radspur lassen oder muss man mit dem Rad dann schieben, um überhaupt noch durchzukommen? Die Straße fällt als Alternative aus - denn da liegen dann ja Schienen.
Am Hohen Trottoir sieht es nicht besser aus - wird man dann auf dem Radstreifen an der Straba vorbeifahren können? Oder doch nicht?
Wenn man bergab vor der Post links abbiegen möchte, muss man mit dem Rad auch noch die Schienen überqueren. Nicht anders sieht es an der Einmündung in die Schott-Straße bergauf aus - dort müsste man als Radfahrer vom Gehweg über die Schienen fahren, natürlich hinter der haltenden Straba warten, eventuell an der Ampel warten, dann über die Schienen in Gegenrichtung ... Das halte ich für wesentlich gefährlicher als den jetzigen Zustand.
Ich kenne niemanden, der sich an den kleinen Läden bisher gestört hat. Gibt es nicht genug versiegelte Flächen in der Stadt, die man begrünen könnte? Warum muss man funktionierende Ladenflächen abreißen und damit das Angebot verdrängen? Für den Verkehr bringt es keinerlei Nutzen, weil gleich darüber der hässliche Neubau kommt, der keinerlei Erweiterung der Straße zulässt.
Das sehe ich genauso. Wenn man schon substantiell etwas verbessern will, sollte man unbedingt überlegen, wie man die Situation für den unmotorisierten Verkehr verbessert. Da kann nicht nur "bestandsorientiert" geplant werden, wie es die ganze Zeit heißt!!
Ich stimme einem vorherigen Kommentar über die Fahrradführung zu und finde, dass es durchgängige Radfahrstreifen am Fahrbahnrand braucht, am besten abgetrennt mit Barrieren als Protected Bike Lanes. Die jetzige Situation ist so gefährlich, ich würde mich niemals trauen die Westbahnhofstraße mit dem Fahrrad hinunterzufahren, und auf der anderen Straßenseite ist es nicht viel besser mit dem gemeinsam genutzen Weg für Fuß- und Radverkehr. Bitte denken Sie groß und in die Zukunft, Fuß- und Radverkehr brauchen mehr Platz, kann man nicht die Fahrbahnen für KfZ verringern, ggf. mit Einbahnstraßenregelung? Ich kenne den modal split für Jena nicht, aber nach meinem persönlichen Empfinden (und Leiden als Fußgängerin) vermute ich, dass er sehr KfZ-lastig ist. Gibt es Bestrebungen, ihn zugunsten den langsameren und klimatauglicheren Verkehrsarten zu verändern?